Theoretische Grundlagen zur Scheiner-Methode („Einscheinern“)
Beim Versuch, ein Teleskop mit oder ohne Polsucher korrekt einzunorden (siehe Menüpunkte unter ‚Vorgehensweise‘ – ‚Einnorden‘), und die Rektaszensionsachse dabei über die Azimut- und Polhöhenverstellung parallel zur Erdrotationsachse auszurichten, lassen sich Ausrichtungsfehler (z.B. die beim Aufstellen des Teleskops) nicht immer vermeiden. Ebenso ist nicht in jeder Konstellation eine freie Sicht auf den Polarstern gegeben.
Durch das „Einscheinern“ werden u.a. folgende Fehler ausgeglichen:
- Das Teleskop ist nicht exakt eingenordet.
- Der Polsucher und das Teleskop sind (einbaubedingt) nicht genau parallel.
- Die Orientierung in Richtung Polaris ist im Polsucher nicht exakt justiert.
- Durch Lichtbrechung in der Erdatmosphäre (Refraktion) ist der scheinbare Himmelsnordpol etwas höher als der wahre Himmelsnordpol. [5]
(Dieser Fehler kann nur direkt im Zenit, dem Lot über dem Teleskop, ausgeschlossen werden, da dort die Lichtstrahlen senkrecht auf die Erdatmosphäre treffen.)
Der Ausrichtungsfehler der Rektaszensionsachse auf den Himmelsnordpol („Polfehler“) ist durch zwei senkrecht zueinanderstehende Komponenten charakterisiert [5]:
- durch den Azimutfehler und
- durch den Polhöhenfehler
Julius Scheiner (1858 - 1913) erkannte, dass sich diese beiden Teile des Polfehlers in bestimmten Stellungen der Montierung als ein Abdriften eines Sterns ausschließlich in Deklinationsrichtung zeigen. Fehler im Antrieb der Rektaszensionsachse werden somit unwirksam, da sich diese nur in Rektaszensionsrichtung auswirken. Dadurch lassen sich in zwei unterschiedlichen Positionen des Teleskops der Azimutfehler und der Polhöhenfehler unabhängig voneinander korrigieren. [5]
Nachfolgend werden die Vorgehensweisen zum Erreichen der beiden Positionen erläutert, und es wird dargestellt, welche Vorgehensweise zu bevorzugen ist.
Beim „Einscheinern“ sollte stets mit dem Berichtigen des Azimutfehlers begonnen werden. Anmerkung: Theoretisch kann auch mit dem Beseitigen des Polhöhenfehlers gestartet werden. Nach Julius Scheiners Original-Schriften [5] müsste dazu aber einen Stern im Osten oder Westen genutzt werden, der bei 6 h bzw. 18 h steht (→ Deklination 0° → Stern steht genau am Ost- bzw. West-Horizont). Oft sind hier aber Bäume oder andere Hindernisse im Weg. Zudem wäre bei dieser Stellung der Einfluss von Refraktion durch die niedrigen Luftmassen nicht unerheblich.
Der Refraktionsfehler, erzeugt durch Lichtbrechung in der Erdatmosphäre, nimmt in Richtung des Horizonts zu und bewirkt in dessen Nähe eine Hebung des Beobachtungobjekts. [7]
Auswirkung der Refraktion bei Beobachtung eines Objekts am Horizont [9]
Nachfolgende Tabelle aus dem „Handbuch für Sternenfreunde“ zeigt die Refraktion, beim vom Zenit ausgehenden Schwenken in Richtung Horizont: [2]
Mittlere Refraktion nach der Bessel‘schen Tafel (760 mmHg, 0°C) | |||||||||||||
0° | 10° | 20° | 30° | 40° | 50° | 60° | 70° | 75° | 80° | 85° | 88° | 89° | 90° |
0‘ | 0‘11‘‘ | 0‘22‘‘ | 0‘35‘‘ | 0‘51‘‘ | 1‘11‘‘ | 1‘45‘‘ | 2‘45‘‘ | 3‘42‘‘ | 5‘31‘‘ | 10‘15‘‘ | 19‘70‘‘ | 25‘36‘‘ | 36‘38‘‘ |
Dieser Effekt war Julius Scheiner bewusst, als er sein Verfahren veröffentlichte und ergänzend bemerkte, dass der Einfluss der Refraktion eliminiert werden muss. [1]
Eine sehr gute Untersuchung zum Thema Refraktion findet sich in einer Veröffentlichung der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. [1]. In dieser wurde mittels Messungen gezeigt, dass der Refraktionsfehler größer ist, als der Fehler, der entsteht, wenn ein Stern verwendet wird, der im Osten oder Westen 20° bis 30° über dem Horizont steht.
Aus diesen Gründen ist die Justierung der Polhöhe nie exakt durchführbar, unabhängig davon, ob am Horizont oder 20° bis 30° darüber. Wird mit der Polhöhe begonnen, sind in jedem Fall zusätzliche Iterationen der Azimut- und Polhöhenjustierung notwendig. [8]
Grundlagen zum Azimutfehler
Vor dem „Einscheinern“ und der Korrektur des Azimutfehlers, müssen das Teleskop in die Home-Position gebracht und die Nachführung gestartet werden. Dieser Vorgang kann im Menüpunkt ‚Vorgehensweise‘ – ‚Einnorden‘ – ‚Einnorden mit der Scheiner-Methode‘ nachgeschlagen werden.
Zur Korrektur des Azimutfehlers beschreibt Julius Scheiner in seinen Originalschriften [5], dass das Teleskop auf einen Stern gerichtet werden soll, der sich im Zenit auf dem Meridian befindet (Deklination = Polhöhe) (siehe Menüpunkt ‚Komponenten‘ – ‚Montierung und Stativ‘). Damit sollen der Refraktions- und der Durchbiegungsfehler der Montierung minimiert werden. [5]
Entlang des Meridians verursacht nur der Azimutfehler ein Abdriften in Deklinationsrichtung. [4].
Auswirkung von Azimut- und Polhöhenfehler auf die Deklination entlang des Meridians [4]
In vielen Anleitungen zum „Einscheinern“ wird darauf verwiesen, dass ein Stern am Himmelsäquator (Deklination = 0°) und nicht im Zenit verwendet werden soll. Dadurch steigt der Refraktionsfehler etwas, aber die Sterne legen bei gleicher Zeit einen längeren Weg entlang des Himmelsäquators zurück.
Bei weiter zurückgelegten Strecken, wirkt sich der Ausrichtfehler deutlicher aus, und kann schneller korrigiert werden.
Entlang der Breitengrade Deutschlands (48° - 54°) liegt ein Leitstern auf dem Himmelsäquator immer noch mehr als 45° über dem Horizont. Die Refraktion ist in diesem Bereich noch nicht übermäßig beeinflussend.
Wirklich korrekt wäre aber die Wahl eines Sterns im Zenit auf dem Meridian.
Die nachfolgenden Erläuterungen zur Korrektur des Azimutfehlers können sowohl auf einen Leitstern auf dem Himmelsäquator, als auch auf einen im Zenit angewendet werden.
Es wird damit begonnen, das Teleskop entlang der Meridian-Linie (Nord-Süd-Linie) bis zum Himmelsäquator (alternativ Zenit) zu bewegen.
Um entlang der Meridianlinie zu verfahren, wird die Gegengewichtsstange ausgehend von der Home-Position mittels der Rektaszensionsachse waagerecht in Ost-West-Richtung ausgerichtet.
Anmerkung: Wird bei der späteren Polhöhenkorrektur ein Stern im Osten angefahren, sollte sich der Tubus auf der Westseite befinden. Und umgekehrt: Für einen Stern im Westen sollte sich der Tubus auf der Ostseite befinden. Dies vermeidet ein späteres Umschwenken des Tubus‘ von einer Seite der Montierung zur anderen, da sich die Gegengewichtsstange schon auf der „richtigen“ Seite befindet. Ansonsten würde die Gegengewichtsstange gegen das Stativ stoßen. [8]
Der Himmelsäquator wird gefunden, indem das Teleskop über die Deklinationsachse um 90° aus der Home-Position geschwenkt wird. Ebenso könnte der Tubus waagerecht nach Süden ausgerichtet und danach das Teleskop um ‚90° - Polhöhe‘ nach oben geschwenkt werden. Soll ein Leitstern im Zenit zur Justierung verwendet werden, wird die Teleskopöffnung lotrecht nach oben geschwenkt.
An der Position des Himmelsäquators angekommen, ist ein geeigneter Leitstern zu suchen. Er sollte in einem Bereich von ca. ±1,5° um den Meridian/Zenit und ±5° um den Himmelsäquator liegen. [7]
Auswahl des Sterns in der Nähe von Meridian und Himmelsäquator
Danach kann das Fadenkreuzokular auf diesen Leitstern zentriert werden. Hilfreich ist es, wenn dabei eine der Optiköffnung entsprechende Vergrößerung (Kombination aus Fadenkreuzokular und Barlowlinse) gewählt wird (ca. 1,25 - 1,5 x Öffnung in mm). Eine relativ hohe Vergrößerung kommt der Genauigkeit des Vorgehens zugute. [8]
Anschließend wird die waagerechte Linie des Fadenkreuzokulars parallel zur aktuellen Bewegung der Rektaszensionsachse ausgerichtet. Über das so ausgerichtete Okular, kann die fehlerhafte Nachführbewegung der noch nicht justierten Montierung sehr gut nachverfolgt werden.
Um diesen Schritt durchzuführen, wird das Fadenkreuz direkt auf den ausgesuchten Leitstern zentriert. Nun kann über die Tasten der Handsteuerbox das Teleskop entlang der Rektaszension geschwenkt werden. Dabei wird das Okular so gedreht, dass sich der Leitstern entlang der waagerechten Linie des Fadenkreuzes bewegt. Zu beachten ist dabei, dass die Deklinationachse festgespannt ist, da sie nicht verstellt werden darf. Auf die Bildorientierung durch Zubehörteile muss in diesem Fall noch nicht geachtet werden.
Anmerkung: Da Richtung Süden geschaut wird, ist Osten links und Westen rechts! Die Meridianlinie verläuft vom Stern aus über den Beobachter in Richtung Norden. Nord und Süd sind daher beim bloßen Blick zum Himmel nicht vertauscht.
Parallele Ausrichtung des Fadenkreuzokulars zum Himmelsäquator (Blick nach Süden, daher ist Westen rechts) |
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Da die Schwenkbewegung der Rektaszensionsachse viel schneller erfolgt als die Bewegung der Erdrotation, wird das Fadenkreuzokular damit auf den am Himmel nahezu „feststehenden“ Stern ausgerichtet. Hierbei werden der Azimut- bzw. der Polhöhenfehler noch nicht korrigiert. Das Vorgehen dient lediglich dem Ausrichten des Okulars.
Sollte nicht exakt und schnell genug vorgegangen worden sein (der Stern hat sich inzwischen durch die Erdrotation auf der Himmelskugel leicht „weiterbewegt“), ist es möglich, dass dieser Vorgang wiederholen werden muss. Je genauer mit dem Fadenkreuzokular ausgerichtet wird, desto besser wird auch die Polausrichtung.
Wurde das Fadenkreuzokular erfolgreich ausgerichtet, darf es bis zum Ende des „Einscheinerns“ nicht mehr verdreht werden. [8]
Danach kann mit der Korrektur des Azimutfehlers begonnen werden.
Einfluss einer fehlerhaften Azimutrichtung auf die Nachführung einer parallaktischen Montierung [6]
Bei der Darstellung von Fall 1 ist erkennbar, dass die Montierung über die Azimutverstellung zu weit nach Osten gedreht ist. Wird von oben auf die Montierung geschaut, ist eine Verdrehung entgegen dem Uhrzeigersinn festzustellen. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher langsam nach Süden, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Norden bewegt. Die Azimutverstellung muss von oben betrachtet also im Uhrzeigersinn (gelber Pfeil) wieder in Richtung Meridian gedreht werden. [6]
In der Darstellung von Fall 2 ist die Montierung über die Azimutverstellung zu weit nach Westen gedreht. Wird von oben auf die Montierung geschaut, ist eine Verdrehung im Uhrzeigersinn festzustellen. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher langsam nach Norden, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Süden bewegt. Die Azimutverstellung muss von oben betrachtet also gegen den Uhrzeigersinn (gelber Pfeil) wieder in Richtung Meridian gedreht werden. [6]
Wie in der Abbildung zum Polhöhenfehler dargestellt, wirkt sich bei dieser Stellung der Polhöhenfehler nicht auf die Deklinationsdrift aus. Durch Ungenauigkeiten im Antrieb, mechanische Durchbiegungen oder atmosphärische Refraktion kann es jedoch vorkommen, dass auch in Ost-/West-Richtung ein leichtes Abdriften zu erkennen ist.
Dieses Abdriften wird in den folgenden Tabellen angedeutet, ist zur Behebung des Azimutfehlers aber nicht weiter von Bedeutung, da derartige Fehler später durch eine mögliche Nachführkontrolle (Autoguiding) ausgeglichen werden.
Um bei der Verwendung von Zubehörteilen die Montierung in der richtigen Richtung um die Azimutachse zu drehen, muss in diesem Fall die Bildorientierung berücksichtigt werden (siehe Menüpunkt ‚Komponenten‘ – ‚Teleskoparten‘ – ‚Tabelle zur Bildorientierung‘).
Aufbau A:
Es wird ein Refraktor-, Newton- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop nur mit Okular verwendet. → Das Bild steht auf dem Kopf und ist seitenverkehrt (ist um 180° gedreht).
Aufbau B:
Es wird ein Refraktor- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Zenitspiegel / Zenitprisma verwendet. → Das Bild steht aufrecht, aber seitenverkehrt (ist um die Vertikale gespiegelt).
Es sollte darauf geachtet werden, dass die Öffnung des Zenitspiegels / Zenitprismas nach oben zeigt, und bei der Polhöhenkorrektur auch nicht verstellt wird, da sonst die Bilder in der nachfolgenden Tabelle nicht mehr mit denen im Fadenkreuzokular übereinstimmen.
Die Bildorientierung ist abhängig von der Drehung des Spiegels / Prismas in der Steckhülse. Wird der Spiegel / das Prisma gedreht, rotiert das Bildfeld in die gleiche Richtung. Daher sollte beim „Einscheinern“ nach Möglichkeit auf die Verwendung eines Spiegels / Prismas verzichtet werden. [3]
Aufbau C:
Es wird ein Refraktor-, Newton- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Amici-Prisma / Umkehrlinse (bei Newton) verwendet. → Das Bild steht aufrecht und seitenrichtig (somit entspricht es der Ansicht mit bloßem Auge).
Die folgende Tabelle gibt für die Verwendung von Zubehörteilen eine Hilfestellung.
Anmerkung: Durch den Blick nach Süden liegen mit bloßem Auge Osten links und Westen rechts.
Sternbewegung im ausgerichteten Fadenkreuzokular bei der Azimutkorrektur |
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Blick durch ein Teleskop in Richtung Süden bei der Azimutkorrektur
Aufbau A (mit Okular) | Aufbau B (mit Zenitspiegel / Zenitprisma) | Aufbau C (mit Amici-Prisma / Umkehrlinse (bei Newton)) | |
Ein Leichtes Abdriften in Ost-West-Richtung muss nicht weiter beachtet werden | |||
Fall 1 Montierung ist zu weit nach Osten gedreht; | |||
Fall 2 Montierung ist zu weit nach Westen gedreht; |
Die sinnvollste Vorgehensweise ist, zunächst eine grobe Winkeländerung um die Azimutachse vorzunehmen, so dass bewusst etwas über das Ziel hinausjustiert wird. So ist deutlicher zu erkennen, ob wirklich in die richtige Richtung verstellt wurde, und es kann sich beim nächsten Versuchsschritt (von der anderen Seite kommend) iterativ an die richtige Lage herangetastet werden. Nach jedem Vorgangsschritt wird ein paar Minuten abgewartet, in welche Richtung sich der Stern aus dem Bild bewegt und entsprechend korrigiert. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis sich der Stern nicht mehr senkrecht zur Nachführrichtung aus dem Bild bewegt, sondern nur noch im Zentrum entlang der waagerechten Linie des Fadenkreuzokulars zu finden ist. Für die Astrofotografie reicht es zumeist, wenn der Stern etwa 10 bis 20 Minuten mit lediglich fast unmerklicher Abweichung in der Bildmitte verbleibt. [7]
Grundlagen zum Polhöhenfehler
Anmerkung: Sollte der Versuch, sowohl das Stativ mittels einer digitalen Wasserwaage waagerecht als auch den Breitengrad über die Polhöhe auf eine Nachkommastelle genau auszurichten, erfolgreich sein, kann auf die etwas fehlerbehaftete Polhöhenkorrektur verzichtet werden.)
Scheiner beschreibt in seinen Originalschriften [5], dass es zur Korrektur des Polhöhenfehlers sinnvoll ist, einen Leitstern direkt am Ost- oder West-Horizont zu nutzen. (Ob der Osten oder der Westen gewählt wird, ist jeweils von der besseren Sichtrichtung abhängig.)
An dieser Position verursacht nur der Polhöhenfehler ein Abdriften in Deklinationsrichtung. [4] Der Azimutfehler wirkt sich bei dieser Stellung nicht auf die Deklinationsdrift aus.
Auswirkung von Azimut- und Polhöhenfehler auf die Deklination entlang der Ost-West-Richtung [4]
Aus den im ersten Teil genannten Gründen wird ein Stern im Osten oder Westen 20° bis 30° über dem Horizont in der Nähe des Himmelsäquators gewählt. Dadurch wird der Refraktionsfehler stark verringert, auch wenn durch die etwas schrägere Position ein weiterer kleiner Fehler entsteht.
Um diese Position im Osten oder Westen anzufahren, wird die Rektaszensionsachse des Teleskops gelöst (oder es werden die Tasten der Handsteuerbox genutzt), und das Teleskop wird entlang des Himmelsäquators an die entsprechende Stelle im Osten oder Westen geschwenkt. Über die Deklinationsachse kann nun noch ein geeigneter Stern im Zentrum des Fadenkreuzokulars positioniert werden.
Anmerkung: Das Fadenkreuzokular ist durch die Rotationsbewegung über die Rektaszensionsachse verkippt und muss auch in dieser Position verbleiben.
Der Leitstern sollte maximal ±5° vom Himmelsäquator entfernt sein. [7]
Auswahl eines Sterns im Osten in der Nähe des Himmelsäquators | Auswahl eines Sterns im Westen in der Nähe des Himmelsäquators |
Wurde der Leitstern zentriert, kann mit der Korrektur des Polhöhenfehlers begonnen werden.
Einfluss einer fehlerhaften Polhöhe im Osten auf die Nachführung einer parallaktischen Montierung [6]
In der Darstellung von Fall 1O ist erkennbar, dass die Polhöhe zu flach ausgerichtet ist. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher nach Norden ab, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Süden bewegt. Die Polhöhe muss also steiler eingestellt werden (blauer Pfeil). [6]
Bei der Darstellung von Fall 2O ist die Polhöhe zu steil ausgerichtet. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher nach Süden ab, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Norden bewegt. Die Polhöhe muss also flacher eingestellt werden (blauer Pfeil). [6]
Einfluss einer fehlerhaften Polhöhe im Westen auf die Nachführung einer parallaktischen Montierung [6]
In der Darstellung von Fall 1W ist erkennbar, dass die Polhöhe zu flach ausgerichtet ist. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher nach Süden ab, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Norden bewegt. Die Polhöhe muss also steiler eingestellt werden (blauer Pfeil). [6]
Bei der Darstellung von Fall 2W ist die Polhöhe zu steil ausgerichtet. Die Nachführung (durchgezogene Linie, roter Pfeil) driftet daher nach Norden ab, so dass sich der Leitstern im Okular scheinbar nach Süden bewegt. Die Polhöhe muss also flacher eingestellt werden (blauer Pfeil). [6]
Um bei der Verwendung von Zubehörteilen die Montierung in der richtigen Richtung um die Polhöhenachse zu drehen, muss erneut die Bildorientierung durch Zubehörteile berücksichtigt werden (siehe Menüpunkt ‚Komponenten‘ – ‚Teleskoparten‘ – ‚Tabelle zur Bildorientierung‘).
Aufbau A:
Es wird ein Refraktor-, Newton- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop nur mit Okular verwendet. → Das Bild steht auf dem Kopf und ist seitenverkehrt (um 180° gedreht).
Aufbau B:
Es wird ein Refraktor- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Zenitspiegel / Zenitprisma verwendet. → Das Bild steht aufrecht, aber seitenverkehrt (um die Vertikale gespiegelt).
Wichtig ist, dass die Öffnung seit der Azimutkorrektur nicht mehr verstellt wurde, da sonst die Bilder in den nachfolgenden Tabellen nicht mehr mit denen im Fadenkreuzokular übereinstimmen.
Die Bildorientierung ist abhängig von der Drehung des Spiegels / Prismas in der Steckhülse. Wird der Spiegel / das Prisma verdreht, rotiert das Bildfeld in die gleiche Richtung. Daher sollte nach Möglichkeit auf die Verwendung eines Spiegels / Prismas beim „Einscheinern“ verzichtet werden. [3]
Aufbau C:
Es wird ein Refraktor-, Newton- oder Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Amici-Prisma / Umkehrlinse (bei Newton) verwendet. → Das Bild steht aufrecht und seitenrichtig (wie beim Blick mit bloßem Auge).
- Blick nach Osten:
Durch die Rotationsbewegung über die Rektaszensionsachse ist das Fadenkreuzokular verkippt und hat beim Durchschauen die nachfolgend dargestellte Ausrichtung.
Anmerkung: Durch den Blick nach Süden liegt mit bloßem Auge Osten links und Westen rechts.
Sternbewegung im Fadenkreuzokular bei der Polhöhenkorrektur mit einem Leitstern im Osten |
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Blick durch ein Teleskop Richtung Osten bei der Polhöhenkorrektur
Aufbau A (mit Okular) | Aufbau B (mit Zenitspiegel / Zenitprisma) | Aufbau C (mit Amici-Prisma / Umkehrlinse (bei Newton)) | |
Fall 1O Polhöhe ist zu flach | |||
Fall 2O Polhöhe ist zu steil |
2) Blick nach Westen:
Durch die Rotationsbewegung über die Rektaszensionsachse ist das Fadenkreuzokular verkippt und hat beim Betrachten des Leitsterns die nachfolgend dargestellte Ausrichtung.
Anmerkung: Durch den Blick nach Süden liegt mit bloßem Auge Osten links und Westen rechts.
Sternbewegung im Fadenkreuzokular bei der Polhöhenkorrektur mit einem Leitstern im Westen |
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Blick durch ein Teleskop Richtung Westen bei der Polhöhenkorrektur
Aufbau A (mit Okular) | Aufbau B (mit Zenitspiegel / Zenitprisma) | Aufbau C (mit Amici-Prisma / Umkehrlinse (bei Newton)) | |
Fall 1W Polhöhe ist zu flach | |||
Fall 2W Polhöhe ist zu steil |
Wie bei der Azimutkorrektur sollte auch hier mit einer größeren Winkeländerung begonnen werden, so dass bewusst etwas über das Ziel hinausjustiert und sich iterativ an die richtige Lage herangetastet wird. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis sich der Stern nicht mehr senkrecht zur Nachführrichtung aus dem Bild bewegt, sondern nur noch im Zentrum entlang der Ost-West-Linie des Fadenkreuzokulars zu finden ist. Für die Astrofotografie reicht es zumeist, wenn der Stern etwa 10 bis 20 Minuten mit lediglich fast unmerklicher Abweichung in der Bildmitte verbleibt. [7]
Wird jetzt noch einmal zum Ausgangspunkt der Stellung für die Azimutkorrektur zurückgeschwenkt und ein Stern in Südrichtung beobachtet, kann es sein, dass das Azimut noch einmal leicht korrigiert werden muss. Dieser Vorgang ist dann auch noch einmal für die Polhöhe zu wiederholen. [3]
Quellen:
[1] http://astronomy.utfs.org/forum/polhoehe.html
[2] http://astronomy-peter.de/tips-and-tricks/par-mount.html
[3] http://www.astronomie.biz/montierungen/download/scheiner-klassic.pdf
[4] http://www.astronomie-papenburg.de/Ausrichten_einer_parallaktischen_Montierung.pdf
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Scheiner-Methode
[6] https://www.baader-planetarium.com/de/downloads/dl/file/id/83/product/1057/die_pdf
[7] https://www.nies.ch/doc/astro/scheiner.pdf
[8] https://www.sternfreunde-muenster.de/pdf/andromeda20071.pdf
[9] Sciencia58, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons