Einnorden mit N.I.N.A. mittels Plate Solving

Einnorden mit Hilfe des Programms „N.I.N.A.“ mittels Plate Solving

Über das kostenfreie Programm N.I.N.A. (Version 2.0 HF1) lässt sich das Teleskop ohne freie Sicht auf den Polarstern ausrichten. Durch Drehung der Rektaszensionsachse fährt die Software drei Punkte an und macht jeweils ein Bild, welches über ‚Plate Solving‘ durch die theoretische Position bei der vorgegebenen Drehung abgeglichen wird. Voraussetzung ist hier ein vorher ausgeführtes „Star Alignment“ (Easy Align) und eine Fokussierung (siehe Menüpunkt ‚Vorgehensweise‘ – ‚Fokussieren mit der Bahtinov-Maske‘).

 

Information zu Plate Solving:

‚Plate Solving‘ ist vor allem für Anfänger auf dem Gebiet der Astrofotografie eine sehr nützliche Funktion. Hierbei erstellt die Software ein Bild vom Sternenhimmel, der gerade auf dem Chip abgebildet wird, und vergleicht dieses Sternenbild mit einer Datenbank. Wird hierbei die ASTAP Datenbank genutzt, kann diese lokal auf dem Rechner gespeichert werden, so dass kein Internet dafür benötigt wird. Heruntergeladen kann das Programm und die Datenbank unter https://www.hnsky.org/astap.htm.

Nach Auswahl des Programms für das entsprechende Betriebssystem reicht es aus, wenn vorerst nur die ‚H18‘ Datenbank heruntergeladen wird. Diese wird in den Installationsordner des ASTAP-Programms installiert.

Danach muss in N.I.N.A. eingestellt werden, dass beim Plate Solving auf diese Datenbank zugegriffen werden soll. Hierfür sind unter dem Punkt ‚Optionen‘ bei ‚Plate Solving‘ die folgenden Einstellungen vorzunehmen:

Auf Grund des Abgleichs mit den Sternenbankbildern ermittelt die Software, auf welchen Punkt das Teleskop gerade ausgerichtet ist. Dieses Wissen ist nicht nur für das ‚Three Point Polar Alignment‘ wichtig, sondern vor allem auch beim Auffinden der Deep Sky Objekte. Nach dem ersten Ermitteln der Koordinaten kann die Software bei einer Abweichung exakt vorgeben, welcher Verfahrweg noch einmal nötig ist, um das Zielobjekt korrekt mittig auf dem Chip zu platzieren.

Eine wichtige Voraussetzung ist das richtige Einstellen der Brennweite des Teleskops (hier sind Zusatzelemente wie Reducer oder Barlow mit einzurechnen) und die Angabe der Pixelgröße der Kamera. Erst mit diesen Informationen ist eine ordentliche Auswertung beim Plate Solving möglich.

Um mit N.I.N.A. das Teleskop einzunorden, muss das Plugin ‚Three Point Polar Alignment‘ installiert werden.

Nach der Installation erscheint im Programm oben rechts unter ‚Werkzeuge‘ ein neues Icon.

Durch Aktivieren dieses Icons erscheint ein neuer Reiter im Fenster der Bilddarstellung und es kann mit der Ausrichtung begonnen werden.

 

SchrittBeschreibungDarstellung
(1a)
  • ‚Manuell Mode‘ bleibt auf ‚OFF‘. Die für das Ausrichten nötigen drei Himmelskoordinaten sollen automatisch angefahren werden.
(1b)
  • Der Abstand der angefahrenen Punkte wird über ‚Measure Point Distance‘ eingegeben. Es muss darauf geachtet werden, dass nach der ersten Aufnahme die nächsten beiden Punkte nach der Drehung ein Himmelsbild ohne Hindernisse (Bäume, Häuser, …) zeigt. In diesem Fall liegt der dritten Punkt 20° entfernt.
(1c)
  • Über ‚Telescope Move Rate‘ wird die Geschwindigkeit definiert, mit der die drei Himmelsabschnitte angefahren werden. Dies kann auch je nach Montierungseigenschaften auch erhöht werden.
(1d)
  • Über ‚Direction East‘ wird die Drehrichtung der Rektaszensionsachse definiert. Bei ‚ON‘ dreht sich das Teleskop in Richtung Osten, bei ‚OFF‘ in Richtung Westen.
(1e)
  • Die nächste Zeile gibt den Startpunkt vor. Es kann entweder der genutzt werden, bei der sich die Montierung gerade befindet, oder es kann ein Punkt manuell vorgegeben werden. Hier bietet es sich an, das Teleskop mit der Handsteuerbox an eine geeignete Stelle mit freiem Himmel zu fahren und den Punkt ‚Start from current position‘ auf ‚ON‘ zu setzen.
(1f)
  • In der letzten Zeile sind die Aufnahmeeingaben festzulegen. Hier werden ein möglicher Filter definiert und die Belichtungszeit des Einzelbilds.

Es sollte möglichst kein Schmalbandfilter im Strahlengang verbaut sein. Die Belichtungszeit würde sich dadurch sehr erhöhen und ein schnelles unkompliziertes Verstellen der Achsen wird erschwert.

(1g)
  • Rechts daneben werden die Kameraeinstellungen eingegeben. Das Binning bleibt unverändert. Beim Gain kann in diesem Fall ruhig ein hoher Wert gewählt werden. Es kommt nicht auf die Bildqualität an. Wichtig ist nur das Erkennen der Sterne.
(1h)
  • Der ‚Solver Search Radius‘ kann so belassen werden. Wenn es keine Übereinstimmung gibt, bewegt das Programm das Suchfeld in einer quadratischen Spirale und vergrößert den Abstand von der Ausgangsposition bis zum angegebenen Radius.
  • Es kann nun der Start-Button angeklickt werden.
(2)
  • Nach dem Start fährt die Software automatisch die drei Punkte an, macht an jedem Punkt ein Bild und vergleicht dieses mit der Datenbank.
Anfahren der drei Punkte zum Plate Solving [1]
(3)
  • Aus den theoretischen Werten der Datenbank und den realen Werten, die durch die Drehung entstanden sind, werden die Abweichungen berechnet.
  • Je nach eingegebener Belichtungszeit werden hintereinander neue Bilder erstellt, währenddessen durch Drehen der Azimutschraube und Polhöhenverstellung in die vorgegebene Richtung die Abweichung korrigiert wird.
Aus dem Plate Solving berechnete Abweichungen [1]
(4)
  • Ist die Abweichung klein genug (z.B. < 1‘), ist das Einnorden abgeschlossen, und es kann mit den Aufnahmen begonnen werden.
Durch Drehen der Azimutschraube und Polhöhenverstellung korrigierte Werte [1]

Quelle:
[1] https://www.youtube.com/watch?v=JI1tzoBhkH8